Künstliche Intelligenz im Recruiting: Science-Fiction oder Realität?

Visualisierung von Künstlicher Intelligenz (KI). Im Hintergrund ist ein detailreiches Dokument zu sehen. In der Hand einer Person befinden sich ein Smartphone und ein Stift, die auf die Interaktion zwischen Mensch und Technologie hinweisen. Im Vordergrund sind Icons von verschiedenen Personen in einem Kreis angeordnet, die die Vielfalt und Inklusivität repräsentieren.

Sie unterstützt uns im Straßenverkehr, erleichtert Onlineshopping und hilft Unternehmen im Recruiting-Prozess: Künstliche Intelligenz (kurz KI oder englisch: AI). Diese lernfähigen Algorithmen können sich durch die Zugabe von Daten selbstständig verbessern und so aufgrund der ihnen vorliegenden Datenlage besonders intelligente und unvoreingenommene Entscheidungen treffen. Zum Beispiel für oder gegen Bewerber:innen. Klingt nach Science-Fiction?

So empfindet das auch die Mehrheit der Deutschen: In einer repräsentativen Studie mit dem Thema „KI im Recruiting“ fand die IU Internationale Hochschule heraus, dass 64,7 Prozent der Studienteilnehmer:innen den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bewerbungsprozess negativ bewerten. Den Befragten mangelte es an Vertrauen in die komplexe Technik. Außerdem gaben die Teilnehmer:innen an, ihnen fehle die zwischenmenschliche Wertschätzung durch den Arbeitgebenden, wenn Personalprozesse durch Algorithmen ersetzt würden.

Vorteile und Vorurteile: Warum hat es die Künstliche Intelligenz in Deutschland so schwer?

Bei dem Einsatz von KI im Recruiting geht es nicht darum, den gesamten Einstellungsprozess von Computern durchführen zu lassen. Viel mehr soll künstliche Intelligenz dabei helfen, einzelne Aufgabenbereiche effizienter und insgesamt schneller abzuwickeln. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist dies besonders wichtig, um offene  Stellen wesentlich schneller nachbesetzten zu können.  Sinnvolle KI-Aufgaben sind beispielsweise die Optimierung von Stellenanzeigen, eine systematischere Fachkräftesuche, ein Vorab-Screening von Bewerbungsunterlagen, die Koordination von Terminen oder die Analyse von Vorstellungsgesprächen. Des Weiteren kann KI dabei helfen, den Bewerbungsprozess gerechter zu machen.

Marlene Pöhlmann vom Personalvermittler Robert Half bekräftigt gegenüber ZEIT online: „Wenn eine künstliche Intelligenz richtig programmiert wurde, kann sie dadurch sogar für mehr Fairness und Diversität sorgen.“ Das liegt daran, dass Algorithmen ausschließlich logisch agieren. So werden unbewusste Diskriminierung und Vorurteile von Menschen umgangen – vorausgesetzt die KI wurde mit dem entsprechenden Datensatz gefüttert.

 

Künstliche Intelligenz im Recruiting: Zurückhaltung und Vorbehalte trotz Potenzial

In den meisten deutschen HR-Abteilungen ist echte künstliche Intelligenz jedoch rar gesät. Eine Umfrage des Branchenverbandes Bitkom aus dem Jahr 2020 kam zu dem Ergebnis, dass von circa 600 Unternehmen nur 36 überhaupt KI einsetzen; im Recruiting-Prozess sind es sogar noch weniger. Doch warum wird KI im Recruiting so verhalten genutzt, wenn sich doch Arbeitszeit, Personal und Geld sparen lassen würden?

Neben einer generell eher zaghaften Haltung zu Veränderungen schrecken viele Unternehmen außerdem vor dem hohen Energiebedarf und der enormen Rechenleistung zurück, die solche Algorithmen benötigen. Bei so großer Zurückhaltung seitens der Arbeitgebenden ist es nicht verwunderlich, dass Bewerber:innen Vorbehalte gegenüber KI im Recruiting haben. Denn bisher hat einfach kaum jemand Erfahrungen mit entsprechenden Algorithmen gemacht. 88,5 Prozent der Befragten gaben gegenüberder IU  an, dass sie im Bewerbungsprozesse noch nie bewusst mit künstlicher Intelligenz in Berührung gekommen sind. Immer öfter kommt hierzulande jedoch der kleine Bruder der KI zum Einsatz: Der Chat-Bot. Dabei handelt es sich nicht wirklich um künstliche Intelligenz, sondern um ein Assistenz-Programm. Bots wählen ihre Antworten in der Regel aus einer Datenbank aus; sie „lernen“ nicht aus diesen Datensätzen und entwickeln sich dementsprechend auch nicht weiter. Dennoch sind sie eine große Erleichterung für Personalangestellte, wenn es zum Beispiel darum geht, Fragen zu Stellenausschreibungen, Karriereseiten o. Ä. zu beantworten.

Höhere Transparenz für mehr Akzeptanz

So oder so: Übernehmen Programme administrativen Aufgaben, kann sich der Bewerbungsprozess drastisch beschleunigen. Doch bis sich KI auch in Deutschland dauerhaft als Rekrutierungstool durchsetzt, wird es wohl noch eine Weile dauern. Unser Tipp: Wer als Unternehmer:in bereits heute mit der neuen Technik arbeiten will, sollte transparent mit dem Einsatz und der Funktion von verwendeten Programmen umgehen. So vermeiden Sie, dass potenzielle Bewerber:innen sich abschrecken lassen – zumindest so lange, bis der Einsatz von KI im Recruiting zur Normalität geworden ist.

Fakt ist: Künstliche Intelligenzen entwickeln sich derzeit in ähnlicher Geschwindigkeit wie es einst bei Google oder Facebook der Fall war. Allerdings dominieren KI-Tools nicht nur unseren Alltag, sondern auch unsere Arbeitswelt. Bereits jetzt verändert die Technologie die Art und Weise, wie wir arbeiten und es entstehen neue Berufsbilder. Auch die Personalberatungsbranche steht vor der Herausforderung, sich an diese Entwicklungen anzupassen. Obwohl die Einsatzmöglichkeiten enorm sind, bestehen auch Risiken.

Möchten Sie mehr über die Korrelation zwischen Künstlicher Intelligenz und Personalberatung sowie die Chancen und Risiken in diesem Berufsfeld erfahren? Lesen Sie dazu den Artikel „Künstliche Intelligenz im Recruiting: Trend oder Zukunft?!“

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