Hygienemaßnahmen, Kontaktbeschränkungen, Lockdowns: Das Homeoffice war während der Corona-Pandemie für viele Unternehmen oft die einzige Möglichkeit, um berufliche Kontakte zu reduzieren und wirtschaftliche Verluste trotzdem einigermaßen glimpflich abzufedern. Aber nicht nur vor dem Hintergrund globaler Krisen wird Flexibilität immer wichtiger, denn die Arbeitswelt verändert sich rasant. Durch die fortschreitende Digitalisierung ist es nicht mehr zwingend notwendig, „vor Ort“ zu sein. Die Präsenzkultur im Büro scheint ausgedient zu haben. Auch weil flexibles Arbeiten sowohl Arbeitnehmenden als auch Unternehmen viele Vorteile bietet: Betriebe erkennen, dass sich Räumlichkeiten verkleinern und generell Kosten sparen lassen, wenn nicht mehr jeder einen Schreibtisch vor Ort besetzt. Und Angestellte schätzen verkürzte Pendelzeiten, eine selbstständige Zeiteinteilung und die leichtere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Immer mehr Angebote für mobiles Arbeiten
Arbeiten von Zuhause aus wurde in Deutschland lange Zeit eher als Ausnahme praktiziert. Doch bereits vor Corona stieg das Angebot zur Heimarbeit. In einer umfangreichen Studie* zum Thema Homeoffice kam heraus, das sich von 2017 bis 2019 die Möglichkeit zur Remote Arbeit in deutschen Stellenangeboten verdreifachte. Und die Pandemie erwies sich als regelrechter Katalysator für Homeoffice Angebote: Bereits im ersten Quartal 2021 enthielt schon jedes siebte Stellenangebot den Hinweis auf Remotearbeit. Die meisten Homeoffice Angebote werden heute in wirtschaftlichen Ballungszentren ausgeschrieben. Denn hier haben sich häufig Unternehmen aus der Digital-, Tech-, Kommunikations- oder Wissensbranche angesiedelt, die bereits auf die nötige Infrastruktur für Remotearbeit zurückgreifen können. Konkret setzen in Deutschland vor allem die Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin, aber auch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen und die Landeshauptstädte auf die flexible Heimarbeit. Homeoffice wird in fast allen Hierarchieebenen gefördert. Besonders stark stieg das Remoteangebot bei Führungskräften an. Warben 2017 nur zwei Prozent aller Stellenanzeigen mit der Möglichkeit zum Homeoffice, waren es 2020 bereits 12 Prozent. Eine gute Führung zeichnet sich also mittlerweile nicht mehr nur durch reine Anwesenheit im Büro aus.
Zuhause arbeiten – sinnvoll oder nicht?
Remotearbeit ist allerdings nicht für alle Berufe sinnvoll und zum Teil auch gar nicht möglich. So fällt es Berufsgruppen, die administrativen oder digitalen Tätigkeiten nachgehen, oft leichter, von zu Hause aus zu arbeiten. Consulting- und Beratungstätigkeiten, Marketing, IT und Telekommunikation, aber auch Finanz- oder Rechnungswesen bieten sich für Remote Arbeit an. Dahingegen sind Branchen, die eine zwingende Präsenz vor Ort erfordern, nicht fürs Homeoffice geeignet. Darunter fallen beispielsweise der stationäre Vertrieb, das Gesundheitswesen und fast alle sozialen Berufe. Trotz der vielen Remotemöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt ist die Resonanz der Arbeitnehmenden durchwachsen. Denn im Pandemie-Härtetest sahen sie sich oft mit Schwierigkeiten konfrontiert: Der Küchentisch zu klein, die Möbel nicht ergonomisch, die Internetverbindung instabil. Außerdem fehlt vielen auf Dauer der persönliche Austausch im Team und mit Vorgesetzten oder die Ruhe, die es vor allem für Wissensarbeit braucht. Diese Erfahrungen sind lästig, – aber unerlässlich für die Zukunft. Denn sie helfen dabei zu entscheiden, welche Aufgaben zu Hause und welche besser vor Ort im Büro erledigt werden. Das Homeoffice wird aus unserem Arbeitsleben wohl nicht mehr verschwinden. Die Vorteile der Heimarbeit sind einfach zu groß. Wir gehen davon aus, dass sich in Zukunft vor allem „hybride Modelle“, also Wechselmodelle zwischen Remote Arbeit und Präsenzkultur, durchsetzen werden. Denn nur so können wir der hohen Dynamik und Flexibilität in unserem Berufs- und Alltagsleben gerecht werden.
*Quelle: Hays Studie Juli 2021